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Mäeutik - Emporheben des Pflegetalents

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Mäeutik-Tagcloud: Die „Wortwolke“ besteht aus den für die Mäeutig wichtigsten Schlagworten und soll als Erinnerungsstütze dienen.

Eine Begriffserklärung

Mäeutik (Hebammenkunst) und mäeutisch (erlösend oder befreiend) leitet sich von der Methode ab, die Sokrates mit seinen Schülern anwandte: den Dialog. Sokrates verglich diese Methode mit der Hebammenkunst, denn so wie die Hebamme dem Kind auf die Welt verhilft, so „erlöst“ ein „Lernhelfer“ Einsicht und Wissen bei dem Lernenden durch zielgerichtete Fragen und hilft dem Lernenden, selbst zu diesen Einsichten zu gelangen.

Die Parallele zur Pflege liegt in der gleichen Art und Weise, wie hier das „Pflegetalent“ gehoben wird: Mitarbeitende in der Pflege und Betreuung benötigen Begriffe, die ihre intuitiven Fähigkeiten in Worte fassen und eine gemeinsame Sprache für diesen Erfahrungsbereich, um sich darüber austauschen zu können. Sie sollen sich dieser Fähigkeiten selbst bewusst werden.

Entwickelt wurde das Mäeutische Pflege- und Betreuungskonzept speziell für den gerontopsychiatrischen Bereich, es findet aber bereits darüber hinaus Anwendung.

Die Pflege-Wohngemeinschaften der Diakonie Gütersloh sind u.a. auf den Schwerpunkt Demenz spezialisiert. Unsere Pflege(fach)kräfte werden daher laufend in Mäeutik geschult. Um hier den Wissensstand stets frisch zu halten und auf Fragen eingehen zu können, die sich aus dem konkreten Arbeitsalltag ergeben, beschäftigt die Diakonie Gütersloh mit Silke Stitz eine eigene Mäeutik-Trainerin. Silke Stitz verfügt außerdem über langjährige Erfahrungen als Altenpflegefachkraft, Leitung einer Demenz-Wohngemeinschaft, Pflegeberaterin und Diakonin.  

Darum geht es in der Mäeutik

Das Modell der Mäeutik wird auch als „erlebensorientierte Pflege und Betreuung“ bezeichnet. Gemeint ist dabei, dass hierbei nicht nur der Pflegebedürftige ganzheitlich in seiner Erlebenswelt betrachtet wird, sondern auch die/der Mitarbeitende und die Angehörigen. Das Modell integriert inhaltliche Werte, Fachwissen, kommunikative Fähigkeiten und erlebensorientierte Konzepte. Die Pflege- und Betreuungskräfte werden gezielt darin geschult, Kontakte und Beziehungen bewusst zu erfahren und als wesentlichen Teil ihrer Arbeit wertzuschätzen. Das bedeutet: sich einzufühlen, sich in die Erlebenswelt der/des Anderen hineinzuversetzen und dementsprechend zu reagieren – und einen echten Kontakt herzustellen. Dieser wird sowohl von den Mitarbeitenden als auch von den Bewohnern*innen als positiv empfunden.

Um diesen echten Kontakt herzustellen, begibt sich die Pflegekraft auf einen „empathischen Suchprozess“, der über die Biografiearbeit hinaus geht, um mit der Bewohnerin / dem Bewohner in Kontakt zu bleiben, auch wenn sich diese / dieser in der eigenen Welt verliert.

Die „Bewohnerbesprechung“ ist ein wichtiger Bestandteil des Mäeutischen Konzeptes. Im Rahmen der Bewohnerbesprechung können die Pflege- und Betreuungskräfte sich darüber austauschen, was sie „authentisch und kreativ beobachtet“, wie sie „reagiert und gehandelt“ haben und dieses Verhalten nicht nur in Worte fassen, sondern auch begründen. Dadurch erhält das Team einen besseren Einblick in die Bedürfnisse der / des Pflegebedürftigen, sie teilen das emotionale Erleben im Kontakt mit der Bewohnerin / dem Bewohner miteinander und können daraus nachvollziehbare, individuelle und praktische Schlussfolgerungen hinsichtlich des Pflege- und Betreuungsprozesses ableiten.

Damit aus der individuellen Erfahrung eine strukturierte Vorgehensweise werden kann, bietet die Methodik der Mäeutik Elemente wie beispielsweise den Beobachtungsbogen, einen Leitfaden zur Erstellung der Lebensgeschichte sowie eine Pflege- und Betreuungsübersicht.

Im Rahmen eines intensiven dreitägigen Basiskurses lernen die Teilnehmenden die Grundlagen des Modells kennen und üben die Anwendung.